Paetow rettet den Punkt
HG Saarlouis spielt auch gegen HLZ Friesenheim/Hochdorf nur unentschieden
Saarlouis. Als Déjà-vu (frz. schon gesehen) bezeichnet man normalerweise eine Erinnerungstäuschung, bei der eine Person glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben. Bei den Saarlouiser Handballern ist es keine Erinnerungstäuschung, sondern Realität. Auch an diesem Samstagabend in der Stadtgartenhalle beim Spiel gegen Friesenheim/Hochdorf. Wieder durchlebten Mannschaft und Fans einen regelrechten Blackout: 15 Minuten lang kein eigener Treffer. Wieder rannte das Team bis ganz kurz vor Ende einem Rückstand hinterher und wieder holten die Jungs Sekunden vor der Schluss-Sirene mit dem Treffer von Tom Paetow doch noch einen Punkt.
Dabei hatte alles so überzeugend begonnen. Mit „Lust und Leidenschaft“ eröffneten die Jungs von Phillip Kessler die Partie. Während Patrick Schulz in dieser Anfangsphase seinen Kasten vernagelte trafen vorne die Angreifer und nach knapp sieben Minuten hieß es 4:1 für die Gastgeber. Mathias Polifka nahm die erste Auszeit für die Hochdorfer, durchbrach den Lauf der Gastgeber. Und es wirkte. Hochdorfs Beste, Marc Robin Eisel und Marvin Gerdon, sorgten in den folgenden fünf Minuten für den 4:4-Ausgleich. Auf Seiten der Gastgeber häuften sich derweil wieder mal technische Fehler und unkontrollierte Würfe.
Erster Knackpunkt der Partie: Tommy Wirtz verschießt den einzigen Siebenmeter, den die Unparteiischen in der gesamten Partie für die Saarländer gepfiffen haben (14. Minute). Markus Hehn und Felix Mayer, die Männer mit der Pfeife, stehen nur Sekunden später gleich wieder im Mittelpunkt. Lukas Hüller fliegt nach einem Foul direkt von der Platte, sieht die rote Karte. Nun sind die Gastgeber endgültig von der Rolle. Die Gäste nutzen die viertelstündige totale Offensivflaute gnadenlos, stellen mit einem 0:7-Lauf das Ergebnis auf der Anzeigetafel auf 4:8 (20.). Erst danach kommen die Saarländer wieder etwas besser ins Spiel, verkürzen auf 10:12, müssen aber Sekunden vor dem Pausenpfiff noch das 10:13 hinnehmen.
Mit Beginn der zweiten 30 Minuten läuft es dann für Saarlouis wieder etwas besser, aber für eine Wende im Spiel reicht es nicht, man kann lediglich den Abstand halten. Und die beiden Schiedsrichter tragen mit ihrer Zeitstrafen- und Siebenmeter-Politik (5 mal 2 Minuten gegen Saarlouis, 2 gegen Hochdorf – 1 Siebenmeter für Saarlouis, deren sechs für Hochdorf) weiter zum lautstarken Unmut der 740 Zuschauer in der Halle bei.
Nächster Knackpunkt im Spiel in der 44. Minute: Wieder ein Siebenmeter-Pfiff für die Gäste. Pat Schulz überläßt Darius Jonczyk den Platz im Kasten und der hält den Wurf von Eisel klasse, bringt damit wieder Feuer in die Halle.Und wieder nimmt Mathias Polifka zum richtigen Zeitpunkt die Auszeit. Noch ist eine Viertelstunde zu spielen. Ein bisschen Hoffnung ist noch.
Die erhält dann neue Nahrung als Marko Grgic und Tommy Wirtz einen Dreierpack zum 19:20-Anschlusstreffer auf die Platte zaubern. Hochdorf wankt, aber fällt nicht. Kreisläufer Manel Cirac und der unermüdliche Marc-Robin Eisel erhöhen wieder auf 20:22 (50.). Es ist wie verhext, Saarlouis will der Ausgleich einfach nicht gelingen. Aber sie kämpfen, geben sich nicht auf.
Wieder setzt Urgestein Derek Jonczyk ein Zeichen, pariert den nächsten Siebener der Gäste, diesmal gegen Leonhard Pfeil (52.). Tommy Wirtz verkürzt auf 21:22. Sie bleiben dran. Doch Friesenheim/Hochdorf stemmt sich mit allem was sie haben gegen die drohende Wende. Die Hoffnung der Fans in der Halle schwindet, als es knapp drei Minuten vor Schluss wieder 22:25 heißt.
Drei Tore in weniger als 2 Spielminuten: Das ist Handball pur. Es ist diesmal Tom Paetow, der nach fünf Wochen Verletzungspause den Unterschied macht und drei Sekunden vor der Sirene zum 25:25 einsetzt. Ein Punktgewinn, an den viele nicht mehr geglaubt haben.
Ende gut, alles gut?? Wohl nicht, denn das war zu wenig an diesem Abend. Die Verunsicherung in der Mannschaft ist nach wie vor vorhanden, die Blackouts bleiben unerklärbar. Daran muss gearbeitet werden, denn daß sie viel besser spielen können, haben sie ja schon gezeigt. Das Positive: Moral, Kampfeswille und Kraft sind da, allein es fehlt offenbar das Selbstvertrauen und die Sicherheit.
Statistik HGS: Schulz 8 Paraden, 1x Siebenmeter, Jonczyk 7 Paraden, 2x Siebenmeter, Paetow 5, Becker 4, Wirtz 4, Leist 2, Walz 2, Grgic 2, Thierry 2, Rastoder 2, Hoffmann 1, Kurotschkin 1.
Siebenmeter: HGS 0/1, HLZ 3/6
Zeitstrafen in Minuten: HGS 10, HLZ 4