Topspiel-Sieg
HG Saarlouis dreht 9:14-Pausenrückstand und schlägt Krefeld nach überragender 2. Hälfte 30:26
Saarlouis. Außergewöhnlich – emotional – erfolgreich: Die Spitzen-Partie der 3. Liga Mitte am Samstag vor fast leeren Rängen zwischen dem Tabellenführer HG Saarlouis und dem Tabellenvierten HSG Krefeld Niederrhein hätte eine proppenvolle Stadtgartenhalle mit den gewohnten 1200 Fans absolut verdient gehabt. Aber aufgrund der Corona-Pandemie waren nur 100 Personen (inklusive der Mannschaften) in der Halle erlaubt – außergewöhnlich Umstände halt.
Dass es trotzdem emotional zuging, dafür sorgten nicht nur die „multifunktionalen“ HGS-Trommler (-Helfer) sondern vor allem die Akteure auf der Platte. Und dieser Emotionalität ist es auch zu verdanken, dass am Ende für die Saarländer der vierte Erfolg im vierten Spiel von der Anzeigentafel leuchtete. Mit einer sensationellen Leistung in der zweiten Spielhälfte verwandelte die HGS einen 9:14-Pausenrückstand in einen 30:26-Sieg und behauptete die Tabellenführung.
„Gudd gehall!“ – so fasste ein HGS-Helfer nach der Partie die Leistung von Darius Jonczyk lapidar zusammen und kleidete eine Top-Leistung des erfahrensten HGS-Torhüters in nur zwei knappe Worte. Mit 15 Paraden (elf davon in Halbzeit 2) war Derek der Rückhalt und emotionale Antreiber für die Aufholjagd nach dem Pausentee.
Saarlouis hatte in der lange ausgeglichenen ersten Spielhälfte gegen Ende ein bisschen den Faden verloren, vergab zu viele Gelegenheiten und Krefeld war wacher, aggressiver und bissiger. Bis zur 20. Minute (7:7) hielten die Gastgeber die Partie dennoch offen, kassierten dann aber einen Gegentor-Dreierpack zum 7:10 und Philipp Kessler versuchte mit seiner ersten Auszeit den Trend aufzuhalten. Die Eagles ließen sich in der Folge aber nicht stoppen, erhöhten bis zum Pausenpfiff auf 9:14 und wähnten sich schon auf der Siegerstraße. Der Plan, so Krefeld-Coach Felix Linden, war bis dahin aufgegangen.
Die Halbzeit-Ansprache von Philipp Kessler wirkte. Seine Jungs kamen mit neuer Körpersprache aus der Kabine. Angeführt von Vorkämpfer-Kapitän Peter Walz und einem, wie entfesselt agierenden Spielmacher Loic Laurent, machten sich die Gastgeber an die Aufholjagd. Acht Minuten brauchte die Kessler-Truppe und war beim 14:15 (38.) wieder dran. Die Niederrhein-Adler wehrten sich, stemmten sich mit aller Macht gegen den Ausgleich. Philipp Leist scheiterte vom Punkt an Mathis Stecken im Krefeld-Kasten, Barwitzki stellte auf 14:16. Laurent hält mit seinem Treffer zum 15:16 den Anschluss und gleich darauf hämmert Tom Paetow den Ball zum Ausgleich in die Maschen. Noch einmal können die Gäste vorlegen, müssen aber gleich wieder den Ausgleich durch Marcel Becker hinnehmen (17:17, 44.). Der junge Linkshänder-Neuzugang im rechten Rückraum streift mit diesem Treffer „seine Fesseln ab“, zeigt in der Folge sein ganzes Potenzial und hat wesentlichen Anteil am Erfolg.
Peter Walz legt nach und sorgt beim 18:17 (45.) erstmals wieder für die Führung der Saarländer, die damit auch auf die Siegerstraße einbiegen. Krefeld verliert nun den Faden, hält zwar weiter mit, hat aber nicht die Kraft und Konzentration das Blatt nochmals zu wenden. Sie kommen zwar nochmals gleich auf (26:26, 57.), aber Niklas Louis und Marcel Becker machen den Deckel drauf. Beim 28:26 zwei Minuten vor Ende sind die Adler vom Niederrhein geschlagen, die beiden Treffer von Loic Laurent und Lars Walz setzen das Ausrufezeichen hinter diesen tollen Erfolg.
Statistik HGS: Schulz (5 Paraden), Jonczyk (15 Paraden), Becker 6, Laurent 6/1, Paetow 5, Peter Walz 4, Leist 4/3, Louis 4, Lars Walz 1
Krefeld: Barwirtzki 8/4, Schulz 5/2, Marquis 4, Brüren 4, Schneider 2, Eberlein 1, Ingenpass 1, Stecken 1
Siebenmeter: HGS 4/5, Krefeld 6/6
Zeitstrafen in Minuten: HGS 12 (Kurotschkin rot nach 3x 2 Min), Krefeld 10