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Heute im Gespräch:

Darius Jonczyk

 

HG Saarlouis: Du machst mit der kommenden Saison die 21 voll, gehst also in deine 21. aktiven Saison bei der HGS. Wie bist du eigentlich zum Handball gekommen?

Darek: Seit ich klein bin, wohnen wir auf dem Steinrausch. Dementsprechend bin ich dort auch in die Grundschule gegangen und dort werden alle Kinder von Willibald Lay zum Handballtraining eingeladen. Ein Training und es war klar, welchen Sport ich in Zukunft betreiben möchte.
HG Saarlouis: Wenn du auf deine Anfänge zurückblickst, hat sich schon so einiges verändert, oder?
Darek: Zu allererst würde ich mal sagen, dass ich im Gegensatz zu vor 20 Jahren das ein oder andere graue Haar mehr habe!
Spaß beiseite…wenn man zurück blickt muss man zugeben, dass der Handball in Saarlouis in den letzten 2 Jahrzehnten immer mehr Zuschauer in die Stadtgartenhalle getrieben hat. Angefangen hat die Karriere für mich und meine Freunde schon ein paar Jahre früher als Trommler bei der ersten Mannschaft. Zu dieser Zeit hatten wir 300 Zuschauer im Schnitt und es war trotzdem das Größte für uns, unser Team zu unterstützen. Dass dann Jahre später unsere Halle des Öfteren aus allen Nähten platzen würde, hätten wir damals nie und nimmer gedacht… Das kannten wir nur von alten Bildern des SC Lisdorf aus den 80er Jahren.

HG Saarlouis: Du hast direkt bei der ersten Antwort deine Freunde angesprochen. Wie wichtig waren/sind für dich (neben allen Leistungsgedanken) die Freundschaften, die dir Sport und Verein gebracht haben?

Darek: Die Freundschaften, die ich durch den Handball gefunden habe, sind unbezahlbar…im Grunde ist mein ganzer Freundeskreis durch den Sport aufgebaut worden. Ich kann sogar sagen, dass ich durch meinen Sport die Frau für’s Leben gefunden habe!
Ich wüsste nicht wie mein Leben heute ohne diesen „Kontakt Handball“ aussehen würde, aber es wäre bestimmt um einiges ärmer!
HG Saarlouis: Sehr interessant, dass du sagst, deine Karriere hat schon früher als Trommler angefangen. Nicht viele würden das von sich behaupten. Würdest du sagen, diese Zeit hat dich oder auch deine Einstellung zum Verein nachhaltig geprägt?
Darek: Auf jeden Fall! Die Spieler der ersten Mannschaft waren immer unsere Vorbilder! Unser Ziel war es damals nicht, Profi beim TBV Lemgo oder THW Kiel zu werden… Wir wollten Leistungsträger in unserem Verein werden und so erfolgreich wie möglich mit dem Team sein. Ich bin seit über 20 Jahren sehr stolz Spieler der HG Saarlouis zu sein!

HG Saarlouis: Kannst du das vielleicht näher ausführen, wie genau die Verbindung zu deiner Frau über den Handball entstand?

Darek: Ich habe vor vielen Jahren – 15 Jahren oder so – meine Eigentumswohnung inseriert und hatte auch schon eine Menge Interessenten. Das Ding war eigentlich schon so gut wie vermietet. Am letzten Tag kam dann noch eine Anfrage eines interessierten Paares. Bei der Besichtigung haben wir uns direkt super verstanden. Als der Mann dann noch erwähnte, dass er aus Niederwürzbach stammt und auch dort Handball gespielt hat, war er mir sofort irgendwie sympathisch. Es hat sich dann so ergeben, dass ich ihm sofort zugesagt habe. Ein paar Wochen später haben wir uns dann nochmal in der Stadt gesehen und ein bisschen gequatscht. Neben den gleichen Berührungspunkten Handball und Rock (insbesondere Metallica) gab es dann auch noch den gemeinsamen Freund Jack Daniels (lacht). Dann hat er mir noch seine Schwägerin vorgestellt, die hier aus Saarlouis kam. Sie war es, die dann später meine Frau wurde. Also hat mein Mieter mir quasi meine Frau vorgestellt (lacht).

HG Saarlouis: Was viele Fans nicht wissen: Du hast früher Jugendnationalmannschaft gespielt. Was war das für eine Zeit für dich? Gibt’s da eine interessante/witzige Story/Erlebnis dazu?

Darek: Die Jugendnationalmannschaft war eine geile Erfahrung für mich. Ich habe viele Leute kennengelernt und war auch sehr stolz da dabei zu sein. Highlights gab es natürlich einige, eines davon war sicherlich der Hela-Cup (heute Sparkassen-Cup) in Merzig. Da waren wir auch recht erfolgreich und sind erst im Finale an Frankreich mit ihrem goldenen Jahrgang um Karabatic, Abalo und Co. gescheitert. 
Irgendwann war ich im 84er Jahrgang sehr gut dabei und es gab einen Lehrgang des 82er Jahrgangs als Vorbereitung auf ein 4-Länder-Turnier in Estland. Die Mannschaft ist sonntags angereist und es kam montags auf dem Weg in ein Kino zu einem Autounfall, bei dem sich ein paar Spieler verletzt haben, unter anderem auch Nikolas Katsigiannis (aktuell: Rhein-Neckar-Löwen). Am Dienstagmorgen habe ich dann einen Anruf erhalten, ob ich denn Lust hätte, zu den Spielen nach Estland zu fliegen. Das war etwas kompliziert, da wir mit der HGS parallel gegen Dutenhofen um die Südwestdeutsche Jugend-Meisterschaft hätten spielen sollen. Als vom Verband dann schließlich das O.K. kam, bin ich sofort in einen Zug gestiegen, nach Frankfurt gefahren, und von dort aus mit dem Flieger nach Hamburg. Am gleichen Abend habe ich mit der Mannschaft ein Training absolviert und am nächsten Morgen ging’s dann direkt weiter mit dem Flugzeug nach Tallinn (Estland). Dort dann mit einem Jogi Bitter in drei Länderspielen das Torhütergespann zu bilden, war natürlich eine richtig geile Sache. Insgesamt war es eine super Tour, die ziemlich unvorbereitet kam.

HG Saarlouis: Der Torhüter ist letztlich die einzige Position, die alleine ein Spiel entscheiden kann. Umgekehrt ist es auch fatal für eine Mannschaft, wenn man sich mal nicht auf sie verlassen kann. Das führt dazu, dass sie manchmal an sich zweifeln, wenn es mal nicht läuft. Hast du mal eine solche Phase gehabt?

Darek: Ich habe mir da ehrlich gesagt nie so große Gedanken gemacht. In meiner Anfangszeit im aktiven Bereich hab ich mir gedacht, ‚Hey, du bist der Jüngste, du kannst dir Fehler erlauben‘. Irgendwann, so ab 25, habe ich schon zu den Älteren gezählt und dann hat sich das komplett umgedreht und ich dachte mir, dass ich mich aufgrund meiner Erfahrung nicht mehr verrückt machen muss. So behalte ich das bis heute bei. Zudem war ich immer Teil eines guten Torhütergespanns, das die gegenseitigen Fehler immer ausgebügelt hat.

HG Saarlouis: Du hast die Entwicklung von einem TW, der anfangs in der Regionalliga um den Klassenerhalt kämpfte, zu einem, der in der eingleisigen Zweiten Liga regelmäßig Spiele entscheiden konnte, durchgemacht. Ist das etwas, wo du auch bewusst drüber nachgedacht hast, bzw. was du aktiv wahrgenommen hast? Oder ist das einfach so passiert über die Jahre?

Darek: Mein Vorteil war das ich am Anfang meiner aktiven Zeit über Jahre sehr viele Spielanteile hatte und mich dadurch immer weiterentwickeln konnte. Mit jahrelanger Verstärkung der Mannschaft habe ich auch immer einen Schritt nach vorn gemacht. Wenn man täglich mit guten Handballern arbeitet entwickelt man sich natürlich auch weiter.

HG Saarlouis: Wir sind zwar kein hire-and-fire-Club, aber Du hast in deiner Karriere schon ein paar Trainer gehabt. Welcher würdest du sagen, hat dich am meisten geprägt?

Darek: Oha…da gab es ja einige (lacht). In erster Linie haben mich meine Trainer in der Jugend geprägt! Egal ob Willibald Lay, Georg Veith oder Markus Stauder… von allen habe ich sehr viel mitbekommen. Im aktiven Bereich gab es viele verschiedene Typen… Goran Suton war ein extremer Motivator. Andre Gulbicki ein sehr herzlicher Trainer, der sich immer für die Mannschaft eingesetzt hat. Mit Jörg Bohrmann hat es auch Spaß gemacht, er war immer für ‘nen Spruch zu haben…aber er konnte dich auch ganz flott zur Sau machen. Egal ob Kreuser, Künzer, Pohara, Jungmann, Bartel… jeder Trainer hat seinen eigenen Stil und prägt dich damit ein wenig.

HG Saarlouis: Immer wenn es einen Trainerwechsel in Saarlouis gab, hörte man anfangs die gleichen Dinge: „Der Jonczyk der ist trainingsfaul, der muss fitter werden etc.“ Immer hast du sie jedoch mit deinen Leistungen Lügen gestraft. Hättest du über die Jahre (egal von welchem Trainer) gerne etwas mehr Wertschätzung erfahren?

Darek: In der Vorbereitung 4 Wochen durch den Wald laufen war noch nie ein Highlight für mich! Da kannte ich auf jeder Strecke sämtliche Abkürzungen (lacht).
Ich mag eigentlich keine Lobeshymnen über mich, da tue ich mich immer schwer. Ich weiß, wann ich ein gutes Spiel gemacht habe und wann ich Schrott gespielt habe. Dafür brauche ich kein Lob und keine Kritik! Ich schaue nach einen Spieltag oder nach einer Saison zurück und weiß am besten, ob es gut oder schlecht war, dafür brauche ich keine Wertschätzung von Trainer oder andern. Deshalb… Nein, ich vermisse keine Wertschätzung.

HG Saarlouis: Welcher Mitspieler hat dich am meisten geprägt?

Darek: Das ist schwer zu sagen…da ich bis jetzt so viele Mitspieler hatte. Aber mit Sicherheit war Dado jemand, der uns allen gezeigt hat, wie es im professionellen Handball aussieht, was Training angeht, Einstellung zum Spiel und viele andere Sachen, die wir so noch nicht kannten.

HG Saarlois: Was ist deine schönste Erinnerung mit der HGS?

Darek: Das war wohl in erster Linie das Jahr in dem wir in die 2. Liga aufgestiegen sind. Aber auch das letzte Spiel gegen Groß-Umstadt vor 15 Jahren, die Aufholjagd gegen Groß-Bieberau, oder auch gegen Rostock mit Dados finalen Wurf zum Sieg! Das sind alles sehr schöne Erinnerungen.

HG Saarlouis: Gibt es eine interessante/witzige/skurrile Geschichte mit der HGS die du uns erzählen kannst?

Darek: Interessante Geschichten gab es natürlich in den 20 Jahren en Masse… Die kann man selbstverständlich nicht alle erzählen (lacht)… Eine witzige davon ereignete sich in der Zeit mit Goran Suton. Wir sind mit zwei 9er Bussen ins Trainingslager nach Steinbach gefahren. Dabei ging’s auch kurzzeitig über Frankreich. Als wir dann wieder nach Deutschland einreisen wollte, sind wir von der deutschen Polizei angehalten worden. Die haben dann erstmal bei Goran nachgefragt woher wir kommen und wo wir hinwollen. Der Akzent von Goran hat dabei sicherlich nicht geholfen unsere Geschichte glaubwürdig zu vermitteln und sie wollten dann mal die Pässe sehen. Als wir ihnen dann unsere Pässe mit diversen Nationalitäten u.a. dem bosnisch (Goran), polnisch (Bartek), griechisch (Nikos), kroatisch (Dado), slowenisch (Bazko) und serbisch (Raijko) präsentierten, wurden sie natürlich schnell hellhörig. Hinzu kam ich mit einem deutschen Pass und polnischem Namen. Vermutlich dachten sie wir wären eine osteuropäische Verbrecherbande oder so (lacht). Nachdem sie alles durchgecheckt hatten, konnte es für uns zum Glück weitergehen.

HG Saarlouis: Letzte Frage… Welches Gefühl ist es, als HGS-Publikumsliebling diesen Rückhalt zu spüren?

Darek: Das ist natürlich ein tolles Gefühl. Wenn sich die Leute über mein Spiel freuen, macht mich das sehr stolz. Ich kann zwar nicht in die Zukunft schauen und sagen was morgen ist, aber so lange mein Körper noch mitmacht möchte ich diesen tollen Sport in dieser Mannschaft weiter fortführen.