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Gerechte Punkteteilung

HG Saarlouis mit toller Aufholjagd in Halbzeit 2 zum 28:28 (11:17) gegen Kirchzell

 

Saarlouis. Sie wollten an die Leistungen in Gensungen anschließen, doch sie fanden – zumindest in den ersten 30 Minuten – gegen den TV Kirchzell diesen Anschluss nicht. So entwickelte sich in der zweiten Partie des Doppelspieltages in der Saarlouiser Stadtgartenhalle ein Spiel mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten und der Entscheidung in letzter Sekunde. HGS-Coach Philipp Kessler sprach hinterher von einer „gerechten Punkteteilung“ beim 28:28 (11:17)-Unentschieden.

 

Es schien so, als wären die Jungs irgendwie müde. Sie fanden von Beginn an nicht zu ihrem Spiel. Die 3-2-1-, bzw. 3-3-Abwehr, die gegen Gensungen so gut funktioniert hatte, musste Kessler schnell wieder umstellen, denn sie verfehlte gegen den TV Kirchzell jede Wirkung. Gleichzeitig entwickelte das Team in der gesamten ersten Hälfte viel zu wenig Druck aufs Tor, gewann zu wenig Zweikämpfe und spielte einfach zu behäbig. Hinzu kamen technische Fehler, die der TVK per Gegenstoß, 1. und 2. Welle konsequent bestrafte. So wunderte es nicht, daß die Gäste nach 15 Minuten mit 4:9 in Führung lagen. Hinzu kam, wie Philipp Kessler konstatierte, „ein schwieriges Verhalten“ der Unparteiischen Kraats/Plinz, auf das man sich einstellen musste. In den ersten 21 Spielminuten mussten die Saarländer schon drei Zeitstrafen überstehen und Waldi Kurotschkin war den Schiris wohl an diesem Abend ein Dorn im Auge, musste in der Anfangsphase gleich zwei Mal auf die Strafbank und kassierte in der 51. schließlich seine dritte und damit Rot. Als „Ausrede“ wollte Kessler diese Schiri-Entscheidungen aber nicht gelten lassen: „Insgesamt war die erste Hälfte (11:17) nicht das, was wir uns vorgestellt hatten.“

 

Und die Kabinenansprache von Philipp Kessler wirkte. Es war nun eine andere Mannschaft auf der Platte. Kesslers Rechnung war einfach: 6 Tore Rückstand, das heißt alle 10 Minuten in Durchgang 2 zwei Treffer aufholen. Machbar. Und sie machten es. Nach 40 Minuten war die HGS beim 19:21 wieder absolut in Schlagdistanz.

 

Doch der Anschluss-Treffer wollte zunächst nicht fallen. Darek Jonczyks Gegenstoßpass wurde abgefangen und wenig später auch ein weiterer langer Ball von Tom Paetow. Die Gäste erhöhten – auch dank eines ihrer insgesamt 6-Siebenmeter-Tore (HGS insgesamt einen Siebenmeter) – erneut auf 19:23. Die HGS blieb dennoch einigermaßen im Plan, hatte in der 48. Minute beim 22:24 schon vier Treffer aufgeholt.

 

Es geht in die Crunchtime. 51. Minute: Wladi Kurotschkin sieht rot für die dritte Zeitstrafe. Der durch eine HGS-Auszeit unterbrochene Doppelschlag des überragenden Tom Paetow (9 Treffer) sorgt in der 54. Minute für den 24:25-Anschlusstreffer. Derweil haben die Gäste-Angreifer Respekt vor dem toll haltenden Darius Jonczyk entwickelt. 55. Minute: Lars Walz wird für zwei Minuten vom Feld geschickt, Tom Spieß verwandelt seinen letzten Siebenmeter zum 24:26, Erneut trifft Tom Paetow (25:16). Kirchzell stemmt sich mit allem, was man hat gegen den Ausgleich und gut 3 Minuten vor dem Ende trifft eine 2-Minuten-Bestrafung Tom Spieß.

 

Jetzt ist es der andere, der jüngere Sohn aus dem Haus Grgic, der Verantwortung schultert. Marko hält mit seinen beiden Treffern in dieser Phase (insgesamt 8 Tore) das Unentschieden in Reichweite. Kurz hintereinander nehmen beide Coaches ihre letzte Auszeit. Die Ansage von Heiko Karrer zeigt keine Wirkung.

 

Saarlouis bleiben 18 Sekunden. Kessler nimmt den Torwart raus und bringt den 7. Feldspieler. Marko Grgic nimmt früh den Wurf, wird aber in der Luft massiv gestoßen, Freiwurf. Noch acht Sekunden. Jannik Reinshagen führt aus, passt auf Marcel Becker, der setzt wieder Marko Grgic ein, der steigt hoch, wird hart angegangen, bringt das Leder aber noch zu Gilles Thierry und der Luxemburger netzt zwei Sekunden vor der Schluss-Sirene zum letztlich verdient 28:28-Endstand ein.

 

Der Halbzeit-Plan von Philipp Kessler ist aufgegangen. Das Pausenergebnis von 11:17 wurde in der zweiten Hälfte umgekehrt. Die Mannschaft hat nach schwachen 30 Minuten Charakter gezeigt und in der zweiten Partie innerhalb von 48 Stunden hinten raus nochmals alles reingehängt. Jetzt gilt die Vorbereitung dem Derby am kommenden Wochenende in Zweibrücken und so Kessler: „Das ist ganz klar, das Spiel gegen Zweibrücken wollen wir gewinnen. Das wird eine schwierige, aber lösbare Aufgabe.“

 

Statistik HGS: Schulz (1. – 30./6 Paraden), Jonczyk (ab 31./9 Paraden), Paetow 9, Grgic 8, Becker 2, Walz 2, Reinshagen 2, Thierry 2, Leist 1, Kurotschkin 1, Louis 1.

Siebenmeter: HGS 0/1, TVK 6/6

Zeitstrafen in Minuten: HGS 10 (3×2 Min Kurotschkin), TVK 6