Allgemein

Regel-Reform im Handball:

Fünf Änderungen seit Juli 2016 gültig

 

Blaue Karte, eine begrenzte Passzahl beim passiven Spiel, eine Neuregelung des siebten Feldspielers, eine Drei-Angriffs-Pause für einen verletzten Spieler und eine Sonderregel für die letzten 30 Sekunden: Am 1. Juli 2016 traten fünf Regeländerungen des Weltverbandes IHF in Kraft und werden auch in der neuen Zweitliga-Saison Anwendung finden. Die Kollegen vom Internetportal handball-world.com haben diese Änderungen für alle Handball-Fans zusammengefasst.

 

  1. Die blaue Karte

Große Aufmerksamkeit im Vorfeld bekam die neu geschaffene „Blaue Karte“, die wie alle anderen Regeländerungen 2015 bei den Junioren- und Jugendweltmeisterschaften in Brasilien und Russland getestet wurde. Hintergrund der neuen Farbe: Begeht ein Spieler eine Unsportlichkeit, die eine Disqualifikation mit Bericht und damit eine automatische Sperre nach sich zieht, zeigen die Unparteiischen nach der Roten Karte noch die Blaue Karte. So soll Teams und Zuschauern angezeigt werden, dass ein Bericht geschrieben wird. IHF-Regelexperte Manfred Prause erklärt: „Eigentlich ist die Blaue Karte keine Regeländerung, sondern ein zusätzlicher Service – damit alle Leute in der Halle wissen: Ah, da steckt mehr hinter!“

 

  1. Die letzten 30 Sekunden 

In Deutschland bereits gut bekannt, ist die Regeländerung zur letzten Minute, die in der vergangenen Saison bereits in den Bundesligen getestet wurde. Begeht ein Abwehrspieler in den letzten dreißig Sekunden eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig eine Wurfausführung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er nun eine Rote Karte ohne Bericht – und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter. Damit soll ein bewusst unsportliches Verhalten verhindert und die genommene Chance wiederhergestellt werden. „Diese Regel ist eine sehr, sehr gerechte Lösung, weil sie auf das unmittelbare Spielergebnis Einfluss hat“, zeigt sich DHB-Schiedsrichterlehrwart Jürgen Rieber zufrieden mit der Neuerung.

 

  1. Das passive Spiel

Auch der ewige Streitfall „passives Spiel“ soll in Zukunft vereinfacht werden – mit der Sechs-Pass-Regel. Nach Anzeigen des Warnzeichens muss die Mannschaft den Angriff nach sechs Pässen abschließen, sonst wird auf Zeitspiel entschieden. Ausnahme: Bei einem Freiwurf oder Einwurf nach dem sechsten Pass ist der angreifenden Mannschaft noch ein weiterer Pass erlaubt. Für das Zählen der Pässe sind die Unparteiischen verantwortlich; es ist eine Tatsachenentscheidung und somit kein Grund für einen Protest.

Um ein sauberes Zählen zu ermöglichen, hat sich der DHB folgende Regelung überlegt. „Wir werden lehren, dass ein Spieler den Ball definiert in der Hand haben sollte, wenn der Schiedsrichter den Arm hebt“, erläutert Rieber. Wichtig: Die bisherigen Bestimmungen zum passiven Spiel bleiben bestehen! So können die Schiedsrichter natürlich auch weiterhin früher auf passives Spiel entscheiden, wenn die angreifende Mannschaft ohne Druck agiert und bei angezeigtem Vorwarnzeichen beispielsweise einen Pass zur Mittellinie zurückspielt oder auf der Stelle prellt.

 

  1. Der Umgang mit verletzten Spielern 

Eine weitere Reform betrifft den Umgang mit verletzten Spielern. Wird es nötig, dass die Unparteiischen einen Mannschaftsoffiziellen zur Behandlung aufs Feld winken, muss der Spieler die Spielfläche verlassen und drei Angriffe pausieren. Das Team darf mit einem anderen Akteur wieder auffüllen. Die Kontrolle der drei Angriffe obliegt dem technischen Delegierten bzw. dem Kampfgericht. Von der Drei-Angriff-Pause, die durch eine weiße Karte am Kampfgericht deutlich gemacht wird, gibt es zwei Ausnahmen: Wenn der Gegenspieler der Zweikampfsituation eine progressive Bestrafung erhält, entfällt diese Regelung für den behandelten Spieler. Gleiches gilt, wenn der Torwart am Kopf getroffen wird und Behandlung braucht.

Wie auch das Zählen beim passiven Spiel ist das Zählen der Angriffe eine Tatsachenentscheidung. Schickt der Delegierte bzw. das Kampfgericht einen Spieler schon nach dem zweiten Angriff rein, ist das kein Einspruchsgrund für die gegnerische Mannschaft. Geht der Spieler hingegen von sich aus zu früh rein, ist die Situation wie ein Wechselfehler zu behandeln – und mit einer Zeitstrafe zu ahnden.

Apropos Zeitstrafe: Verletzt sich ein Spieler bei einer Abwehraktion, für die er nach der Behandlung mit einer Zeitstrafe bestraft wird, darf er das Spielfeld nach Ablauf der zwei Minuten wieder betreten – unabhängig von der Anzahl an Angriffen, die seine Mannschaft während der Zeitstrafe spielen konnte. Nach Ablauf einer Halbzeit (reguläre Spielzeit / oder Verlängerungen) kann der Spieler im nächsten Spielabschnitt ebenfalls unabhängig von der Anzahl der gezählten Passe wieder eingewechselt werden. Verletzt sich ein Spieler im eigenen Angriff und verlässt nach einer Behandlung die Spielfläche, zählt der laufende Angriff bereits als der erste Angriff – der Spieler muss also nur noch zwei weitere pausieren.

Hinweis: Diese Regel ist die einzige, die nicht im Jugend- und Amateurbereich gültig ist! Sie gilt nur in der 1. und 2. Bundesliga, der 3. Liga und den Jugend-Bundesligen sowie im DHB-Pokal beginnend mit der 1. Hauptrunde, der Deutschen Amateur-Pokalmeisterschaft und den Deutschen Meisterschaften in der Jugend. 

 

  1. Der siebte Feldspieler

Die fünfte und letzte Regeländerung betrifft den zusätzlichen Feldspieler. Wird der Torwart für den siebten Feldspieler herausgenommen, muss dieser nicht mehr zwingend mit einem Leibchen gekennzeichnet sein. Ist er das nicht, darf jedoch kein Feldspieler den Torraum betreten; der Torwart muss erst wieder eingewechselt werden. Betritt trotzdem ein Feldspieler den Torraum und wehrt den Ball ab, ist auf Siebenmeter und progressive Bestrafung zu entscheiden, da es sich um eine Unsportlichkeit handelt.

Da der Einsatz eines zusätzlichen Feldspielers in Zukunft ohne Leibchen möglich ist, lassen sich die logistischen Probleme (ein Leibchen fehlt, ist an der Bank nicht sofort greifbar, das schnelle Umziehen wird durch verschwitzte Trikots erschwert usw.) verhindern. Die alte Lösung – der Einsatz eines Feldspielers als „Ersatztorwart“ mit Leibchen – ist jedoch weiterhin anwendbar. Eine Mannschaft kann während des Spieles beide Varianten anwenden – also mal einen Spieler mit Leibchen ins Spiel bringen und mal auf das Leibchen verzichten.